Beiträge von Baghira27 im Thema „Mal eine ganz andere Geschichte“

    [7] Mensch


    In einer Sitzecke des Paw Clubs saßen Kira, Kyuti, Sera und Timo nun. Die beiden, die sich selbst als „Menschen“ bezeichneten, hatten in bunten Gläsern Saft geholt und den Löwen angeboten. Nun waren sie ganz gespannt, wo Kira und Kyuti denn herkamen. Abwechselnd erzählten erst Kyuti, dann Kira ihre Geschichte. Fasziniert hörten die beiden Clubbesitzer zu. Schließlich endete Kira mit der Geschichte beim Eintreten in den Club. Timo stellte sein Glas ab. „Wahnsinn! Der pure Wahnsinn! Das ist echt heftig, was euch beiden da passiert ist!“ Sera nickte bestätigend. „Ein Glück seid ihr hier erst einmal in Sicherheit. Oder können die anderen Löwen auch durch das Portal?“ Unsicher sah Kyuti Kira an. Aber sie lächelte und nahm unter dem Tisch seine Pfote. „Ich denke nicht. Ich habe jahrelang versucht, die Hieroglyphen an dem Portal zu entschlüßeln. Das werden sie wohl kaum in so kurzer Zeit schaffen, da bin ich mir sicher.“ Kyuti lächelte. Was für eine erstaunliche Löwin! Sera knuffte Timo an den Arm. „Ihr könnt erst einmal bei uns wohnen. Wir leben oben, in unserer Wohnung über dem Club. Da ist bestimmt genug Platz für euch beide.“ Sie grinste breit und schlürfte weiter an ihrem Glas. Kyuti lies seinen Blick durch den Raum schweifen. „Was ist das hier für ein Ort? Ihr sagt Club dazu, doch was bedeutet das?“ Timo stand auf. „Ich zeigs euch, moment.“ Er durchquerte den Raum, lief über die freie Fläche in der Mitte bis zu einem Pult, das sich über die Fläche erhob. Dort drückte er einige Knöpfe. Plötzlich dröhnte laute Musik von überall her. Ein erschrockenes Fauchen entfuhr den beiden Löwen, als sie sich die empfindlichen Ohren zuhielten. Kira maunzte schmerzlich, während Kyuti die Zähne fletschte und sich nach dem Ursprung des Lärms umsah. Sera sah die beiden erschrocken an und winkte Timo wild zu. Sofort erstarb der Lärm. Langsam nahm Kyuti die Pfoten von den Ohren. Kira saß neben ihm und presste die Pfoten immer noch auf ihre Ohren. Sanft nahm er sie in den Arm und schnurrte beruhigend, so dass sein Körper sanft vom Schnurren vibrierte und sich das Schnurren über ihre Berührung fortsetzen konnte. Langsam öffnete Kira die Augen und nahm die Pfoten von den Ohren. Zerknirscht kam Timo zu ihnen. „Tut mir leid, Leute. Hab vergessen, dass Katzen ein viel empfindlicheres Gehör als wir Menschen haben...“
    Sera setzte sich zu Kira und strich ihr beruhigend über die Schulter. „Ein Club ist ein Haus, in das die Menschen öfters gehen, wenn sie feiern wollen. Dann läuft hier Musik, es gibt Getränke und man tanzt zusammen.“ Dann sah sie Kyuti an. „Wo kommt ihr beide eigentlich her ? Solche...Löwen wie euch gibt es auf der Erde nicht.“ Timo nickte bestätigend. Kyuti sah zu Kira. Sie hatte das Portal aktiviert, deswegen sollte sie das wohl besser erklären. Kira erwiderte seinen Blick und nickte. „Wir kommen aus dem Reich Yrru, das...wie soll ich das sagen... in einer anderen Welt liegt. Dort gibt es noch mehr Reiche, allerdings nicht mit Löwen.Wir sind durch ein antikes Portal hier her gekommen, als wir auf der Flucht vor Soldaten waren.“ Sie lehnte sich Trost suchend an Kyutis Schulter und er legte einen Arm um sie. „Wir sind draußen in einer Art...Gasse gelandet. Als wir das Zeichen auf eurem Haus gesehen haben, dachten wir, hier finden wir Rat“ fuhr er für sie fort. Timo und Sera warfen sich verwirrte Blicke zu. „Das klingt...abgefahren. So etwas klingt eher nach einem schrägen Film oder Comic...“ murmelte Timo. Als er die fragenden Gesichter der beiden Löwen sah, schüttelte er den Kopf. „Erzähl ich euch später“.
    Sera sah mitfühlend drein. „Ihr Armen...dann könnt ihr also nicht mehr zurück? Und wo übernachtet ihr ?“ Kyuti hob eine Pfote. „Wir kommen schon irgendwie zurecht.“ Energisch schüttelte Sera den Kopf. „Ich weigere mich, euch einfach so allein wieder gehen zu lassen. Timo, wir könnten ihnen doch das Gästezimmer überlassen, jedenfalls für ein paar Tage“ fügte sie hinzu und sah ihren Freund an. Der nickte und grinste breit. „Klar, Platz genug haben wir hier. Das ganze Haus gehört uns, euch wird hier also niemand stören.“ Sera umarmte Kira und lächelte. Dankbar schnurrte die Löwin und erwiderte die Umarmung. „Das ist unglaublich lieb von euch beiden.“ Kyuti nickte. „Ja, vielen Dank. Es wird wohl das Beste sein, wenn wir uns fürs erste bedeckt halten.“
    Probeweise setzte sich Kyuti auf das breite Bett in dem Gästezimmer, das den beiden Löwen angeboten worden war. Es war weicher als die Betten, die er aus dem Palast kannte, was ihn ziemlich erstaunte. Neben ihm legte sich Kira mit einem wohligen Seufzen aufs Bett. „Das ist ja wie eine Wolke....so weich...mmrrrrrrrhhhhmmmm“. Als er ihr Schnurren hörte, sank Kyuti das Herz in die Hose. „Soll ich nicht lieber Wache halten ? Also während du schläfst ? Es könnte -“ „könnte sein dass du dich zierst im selben Bett wie eine Löwin zu schlafen ?“ Kira lachte. „Mich stört es nicht. Aber tu du, was du nicht lassen kannst.“ Sie zwinkerte ihm zu, dann rollte sie sich auf die Seite. Bald schon konnte Kyuti ihren gleichmäßigen Atem hören, als die Löwin eingeschlafen war. Zögerlich streckte er sich auf der Matratze aus, darauf bedacht Kira nicht zu nahe zu kommen. Er mochte sie zwar, aber er wollte sie nicht bedrängen.

    [6] Pfote


    Schnell huschten die beiden Löwen über die Straße. Das Schild hing an einem Haus, das einen großen Eingang mit einem seltsam aussehenden Metalgestänge hatte. Zwischen dem Metal war etwas, doch was, das konnte weder Kira noch Kyuti erkennen. Vorsichtig berührte Kyuti das Ding mit der Pfote. Es war eine Wand, kühl und glatt, aber gleichzeitig durchsichtig. Er sah zu Kira. Sie nickte. Sachte drückte Kyuti gegen das Metal. An einer Seite war das Gestänge nicht mit einander verbunden und schwang wie eine Tür auf. Dahinter war es stockdunkel. Langsam schlichen sie eine Treppe hinauf. Der Boden fühlte sich seltsam unter ihren Pfoten an, weich wie ein Fell. Kira bückte sich und strich mit den Pfotenspitzen darüber. „Seltsam...es fühlt sich an wie Fell, aber es ist keines. Jedenfalls keines von einem Tier.“ Kyuti knurrte. „Wände, die man nicht sehen kann. Fell, das keines ist. Grollende Lichter. Langsam reicht es mir hier.“ Dann hörten sie Stimmen. Und weiter entfernt, am Ende des Ganges, schimmerte schwaches Licht. Leise schlichen sie vorwärts.


    Timo hasste Dienstage. Die ganze Partystimmung des Wochenendes war verflogen und alles war wieder normal. Und langweilig. Und zugemüllt. Missmutig streifte er mit einem Müllbeutel durch den Paw Club und sammelte Müll auf, den die Partygäste am Wochenende hatten fallen lassen. Immerhin war er nicht allein. Sera, seine Freundin, Djane und Mitbesitzerin des Paw Clubs, wischte gerade die Tanzfläche. Timo lächelte, als er sie sah. Seit einem halben Jahr betrieben sie den Paw Club nun. Bisher hatten sie zwar ein wenig mit den Besucherzahlen zu kämpfen gehabt, aber es reichte um über die Runden zu kommen. Wenn alles nunmal vorher sauber gemacht wurde.
    Wieder bückte sich Timo nach einer leeren Coladose. Dienstags war der Paw Club geschlossen, deswegen sollte außer ihm und Sera niemand hier sein.
    Umso überraschter war Timo, als er die Frage hörte.
    „Entschuldigen sie, können sie uns sagen, wo wir hier sind ?“


    Kyuti war aus dem Gang in einen großen Raum getreten, Kira direkt hinter ihm. Ehrfürchtig sahen sie sich um. Der Raum war dekoriert wie ein Urwald, mit Tropenbäumen, Lianen......nur die große Fläche in der Mitte störte das Bild ein wenig. Dort stand eines der Wesen, die sie vorhin schon einmal gesehen hatten und wischte den Boden. Also räusperte sich der Junge Prinz und stellte seine Frage. „Entschuldigen sie, können sie uns sagen, wo wir hier sind ?“
    Das Wesen wirbelte herum und starrte die beiden Löwen an. Aber auch neben sich vernahm Kyuti ein überraschtes Keuchen und sah noch eines der Wesen mit einem großen Beutel in der Hand. „Was zum Geier seid ihr denn für welche?“ fragte das Wesen mit dem Beutel. Es trug ein rotes Oberteil, das beide Arme bedeckte. Dazu eine lange dunkelblaue Hose und seltsam aussehende, schwarz-weiße Dinger an seinen Füßen. „Was meinen sie?“ fragte nun Kira zögerlich und trat ein wenig hinter Kyuti hervor. Ihr Schweif wedelte und traf dabei immer wieder auf seinen. Das Wesen kam zögerlich ein paar Schritte näher. „Ihr seid keine Menschen, so viel ist sicher...“ sagte es. Gleichzeitg kam auch das Wesen von unten herauf. Es trug einen kurzen Rock und ebenfalls diese Dinger an den Füßen. Das lange Haar und die Wölbung unter dem kurzärmeligen, grünen Oberteil bestätigten Kyutis Vermutung, dass dies ein Weibchen war. Auch klang ihre Stimme ziemlich weiblich. „Ihr seht aus wie...wie Katzen“ sagte sie und schob sich an Kyuti vorbei, der ihr respektvoll Platz machte. Nicht dass er Angst gehabt hätte, aber er wollte auf jeden Fall höflich sein. Neben ihm nickte Kira. „So ähnlich. Wir sind Löwen. Ich bin Kira und das ist Kyuti“ sagte sie und stand nun vor ihm. Allerdings hielt sie seine Pfote fest umklammert. Kyuti schnurrte zustimmend, musste aber feststellen dass die Beiden vor ihm bei dem Geräusch zurück wichen. „Warum knurrt der uns an? Wir haben euch nichts getan“ sagte das Weibchen und beäugte Kyuti ängstlich. Er neigte den Kopf. „Entschuldigung. Bei uns ist das ein Zeichen von Unterstützung oder Beifall, wenn man schnurrt.“ Das Männchen staunte. „Wow, ihr seid also wirklich sprechende, aufrecht gehende Katzen? Krass!“ Dann fiel sein Blick auf Kyutis Schwert. „Alter, du hast aber nicht vor das Teil hier zu benutzen, oder?“ Er deutete auf die Klinge. Kyuti witterte die Furcht seines Gegenübers. „Solange mich niemand attackiert, sehe ich keinen Grund, mein Schwert zu zücken“ sagte er bedächtig. Kira lächelte die beiden freundlich an. „Könnt ihr uns sagen, wo wir hier sind? Und wer ihr seid?“ Die beiden schauten sich an. Dann streckte der Mann einen Arm aus und hielt Kyuti seine Hand hin. „Ich bin Timo. Schön euch kennen zu lernen.“ Kyuti sah auf die Hand, überlegte kurz und schüttelte sie dann. Sie fühlte sich merkwürdig an, ganz ohne Fell oder Pfotenballen.
    Die Frau war ein wenig direkter, sie ging auf Kira zu und umarmte sie kurz, was der Löwin ein leises, überraschtes Schnurren entlockte. „Und ich bin Sera. Willkommen im Paw Club.“ Sie löste sich von Kira und sah Kyuti an. Wie es ihm beigebracht wurde, nahm er ihre Hand und führte sie zu einem Pfotenkuss an seine Schnauze. Sera kicherte und wurde auf einmal ganz rot im Gesicht.

    [5] Portale


    „Waaaaahhhrrrrrrrrrrrr“ SCHEPPER
    Mit einem lauten Fauchen landete Kyuti auf merkwürdigen Behältern. Er stöhnte und wollte sich aufrichten, aber mit einem lauten „Maaaaauuuuuuuuu“ landete Kira auf ihm. Kyuti maunzte erschrocken auf. Kira miaute entschuldigend und rieb kurz ihre Schnauze an seiner. „Entschuldigung.“ Dann rappelte sie sich hoch und sah sich um. Kyuti tat es ihr gleich. Jetzt erst bemerkte er, dass die Behälter, auf denen sie gelandet waren, fürchterlich stanken. Erschrocken zuckte er zurück und prallte gegen eine hohe Mauer. Noch erschrockener maunzte er und zuckte vorwärts, stieß dabei mit Kira zusammen und beide taumelten sie gegen eine Wand, gegenüber der ersten. Kira jaulte erschrocken auf und krallte sich in Kyutis Oberarm, was ihm ein Knurren entrang. „Tut mir leid, tut mir leid“ sagte sie und leckte über die Stelle, an der sich ihre Krallen in sein Fell gebohrt hatten. „Schon gut, schon gut“ antwortet Kyuti und atmete flach. Der Gestank, die Umgebung, all das verwirrte ihn so sehr, er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Kira schien es ähnlich zu gehen, denn sie maunzte leise und drückte sich an ihn. Vorsichtig legte Kyuti einen Arm um sie, während sich sein Herzschlag langsam beruhigte. Er spähte zum Ende der Gasse, in der sie gelandet waren. Dann sah er zu Kira hinunter. „Hast du dich verletzt?“ „Nein, nur erschrocken. Wo sind wir hier?“ „Ich weiß es nicht. Was war das überhaupt?“ Kira sah sich um und ging zu einer der beiden Wände. In den Stein waren Zeichen eingeritzt, die genauso aussahen wie die an dem Rahmen. „Das war die Reise, die in den Runen beschrieben wurde. Dadurch sind wir hier her gekommen!“ maunzte sie aufgeregt. Kyuti sah sich argwöhnisch um. „Und wie kommen wir hier wieder weg?“ Kira untersuchte die Runen. Dann richtete sie sich auf und maunzte kläglich. „Ich weiß es nicht. Ich müsste diese Zeichen länger untersuchen, um herauszufinden was sie bedeuten...“ Kyuti schnurrte beruhigend und legte wieder einen Arm um sie. Dankbar kuschelte sie sich an ihn. Für einen Moment war er von ihrer Nähe überwältigt. Dann sah er sich witternd um. „Lass uns schauen, wo wir hier überhaupt gelandet sind. Vielleicht können uns die Bewohner dieses Ortes ja helfen.“ Kira nickte. Dann schlichen sie langsam vorwärts, zum Ausgang der Gasse. Es war Nacht, aber mit ihren Katzenaugen konnten sie hervorragend in der Dunkelheit sehen. Kyuti tastete nach seinem Schwert. Vor dem Sprung in das Portal hatte er es in die Scheide geschoben und dort war es immer noch. Der kühle Griff in seinen Pfoten gab Kyuti ein Gefühl von Sicherheit. Immerhin konnte er sich verteidigen.
    Plötzlich witterte Kyuti etwas. Er blieb stehen und spähte um die Ecke. Ein Lebewesen! Es ging auf zwei Beinen, hatte zwei Arme und einen Kopf auf einem Körper. Aber weder Schweif noch spitze Ohren. Außerdem waren seine Beine merkwürdig gerade, nicht dreigliedrig wie die der beiden Löwen. Vorsichtig schob sich Kyuti aus der Gasse und ging langsam auf das Wesen zu. Er war einen ganzen Kopf größer und versuchte, sich ein wenig kleiner zu machen. Mit dem Ergebnis, dass er sich wie sprungbereit duckte. „Guten Abend, wären sie so freundlich uns zu sagen, wo wir gerade sind?“ fragte er in höflichstem Umgangston. Das Wesen starrte ihn aus einem felllosen Gesicht an und kreischte dann laut. Kyuti hielt sich die Ohren zu und stieß ein leises Fauchen aus, worauf das Wesen sich umdrehte und noch lauter kreischend davon rannte. Ratlos drehte Kyuti sich zu Kira um. Sie zuckte mit den Achseln. „So was habe ich noch nie gesehen. Oder davon gehört.“ Sie rieb sich die Ohren, denn auch für sie war das Kreischen alles andere als angenehm gewesen. Kyuti brummte resigniert. Dann nahm er Kiras Pfote. „Lass uns schauen, ob wir noch jemanden finden.“ Sie nickte und trat zu ihm aus der Gasse heraus.
    Gemeinsam schlichen sie an den Gebäuden entlang. In der Ferne brummte und dröhnte es. Plötzlich bogen zwei helle Lichter parallel um eine Häuserecke. Mit einem lauten Dröhnen rasten sie auf Kira und Kyuti zu. Schnell sprangen die beiden zur Seite und versteckten sich hinter einem Stapel merkwürdig weicher Kisten. Kyuti wurde wütend und sprang wieder hervor, fauchte das Ding an. Aber das brummte weiter die Straße entlang. Plötzlich stupste Kira ihm an. „Kyuti, schau mal, dort drüben!“ Sie deutete auf ein Schild, auf dem ein Symbol in hellem Gelb leuchtete. Das Symbol kam ihm seltsam vertraut vor. Dann fiel es ihm auf.
    Das Symbol war der Abdruck einer Löwenpfote.

    Hab ja länger nix gepostet, deswegen gleich zwei Kapitel :smiling_face:


    [4] Ruinen


    Den ganzen Tag verbrachten Kyuti und Kira im Wald. Sie kamen mit zwei prall gefüllten Taschen voller Pflanzen zurück zu Kiras Haus. Sie lachten und plauderten ausgelassen, auch wenn Kyuti stest darauf achtete, nicht von seiner wahren Herkunft zu sprechen.
    Kira kochte aus dem mitgebrachten Gemüse einen leckeren Eintopf. Kurz vor dem Servieren machte sie eine Pfotenbewegung über dem Topf und kleines, leuchtendes Gefunkel fiel von ihrer Pfote in den Topf. Als sie Kyutis fragenden Blick sah, kicherte sie. „Ein paar Pflanzen schmecken lecker, haben aber einen kleinen magischen Fressschutz. Der Zauber gerade sorgt dafür, dass wir ungestört essen können.“ Sie lächelte und schöpfte zwei Teller voll, die Kyuti ihr zuvorkommend abnahm und zum Tisch hinüber trug. „Oh, wie zuvorkommend“ schnurrte sie und setzte sich an den Tisch, den sie zusammen frei geräumt hatten. Schweigend aßen sie zusammen. Auch wenn Kyuti eher Gerichte aß, die aus Fleisch bestanden, musste er zugeben dass der Eintopf gar nicht schlecht schmeckte.
    Abends saß Kyuti neben Kira auf den Stufen des Hauses. Sie lauschten den Geräuschen, die aus dem Urwald kamen. Doch Kyuti wurde von Gedanken getrieben. Wie ging es nun weiter? Sollte er noch weiter fliehen? Oder sollte er hier bleiben? Vorsichtig schielte er zu Kira. Da war etwas an ihr, was sein Herz höher schlagen lies. Löwinnen hatte er schon viele gesehen. Alle bewegten sich mit der natürlichen Geschmeidigkeit einer Katze und viele bewegten sich extra elegant, um die Blicke der Männer auf sich zu ziehen. Kira bewegte sich natürlich, doch sie faszinierte ihn. Ein paar mal schon hatte er sich gefragt, was wohl werden würde, wenn er hier, bei ihr bliebe.
    Ihr leises Schnurren holte ihn aus seinen Überlegungen. „Das klingt so wunderschön...dieses Gezwitscher......rrrrrrrrrrrrrrrrrr“. Kira schnurrte tief und innig. Kyuti war wie hypnotisiert von diesem Geräusch, das er eigentlich schon so oft gehört hatte. Ihm wurde ganz heiß. „Ja....weißt du, ich glaube ich leg mich schon mal schlafen. Gute Nacht, Kira.“ Sie lachte leise. „Gute Nacht, Kyuti. Träum fein.“
    Auf einem Stapel weicher Blätter rollte sich Kyuti zusammen. Kira hatte ihm ihr Bett angeboten, aber er hatte verlegen abgelehnt. Er wollte ihre Gastfreundschaft nicht noch mehr ausnutzen. Er hörte, wie der Boden leise knarrte, als Kira aufstand. Sie strich mit der Pfote im Vorübergehen über Kyutis Fell, was ihm ein leises Schnurren entlockte, dann legte sie sich ebenfalls hin.
    Tags darauf führte Kira Kyuti durch den Urwald. Tief im Grün verborgen lagen mächtige Steinbrocken, Überbleibsel eines einst mächtigen Gebäudes. Staunend trat Kyuti ein und sah sich um. „Das...das ist wirklich gewaltig, Kira. Was ist das?“ Kira strich mit der Pfote über die behauenen Wände. „Ich weiß es nicht. Diese Schrift hier erzählt irgendetwas von einer Reise. Aber was für eine Reise und wohin, das konnte ich noch nicht entschlüßeln.“ „Du kannst das lesen? Das ist ja unglaublich! Gibt es eigentlich etwas, das du nicht kannst?“ Kyuti zwinkerte ihr zu und sie lachte. „Naja, das Eine oder Andere schon“. Langsam wanderten sie durch die Ruinen. In einem niedrigen Gebäude in der Mitte der Anlage war ein steinerner Rahmen, doch er war leer. Kyuti wollte ihn sich genauer ansehen, da hörte er etwas zischen. Jahrelang antrainierte Reflexe liesen ihn zur Seite ausweichen, da flog auch schon ein Wurfspieß dort entlang, wo gerade noch Kyutis Oberkörper gewesen war. Er wirbelte herum. Aus dem Grün kamen einige Löwensoldaten und richteten ihre Speere auf Kyuti. „Im Namen von General Tantus, stehen bleiben!“ rief der Hauptmann. Mit gezücktem Schwert trat er auf Kyuti zu. Aber der dachte gar nicht daran, sich kampflos zu ergeben. Er zog sein eigenes Schwert und stellte sich dem anderen Löwen entgegen. Dabei fletschte er die Zähne. „Niemals!“ Der Hauptmann stürmte los und griff Kyuti an. Doch seine Taktik war unüberlegt und stümperhaft. Kyuti wich behände nach Links aus und verpasste ihm beim Vorbeirauschen einen Schlag mit dem Schwertgriff. Der Hauptmann strauchelte und knallte mit dem Kopf gegen die Mauer, vor der Kyuti gestanden hatte. Nun kam Leben in die Soldaten, sie rannten mit gesenkten Speeren auf Kyuti zu. Der verteidigte sich so gut er konnte, aber die Soldaten drängen ihn immer weiter zurück. Plötzlich knisterte ein Blitz an Kyuti vorbei, traf einen der Soldaten vor ihm und schleuderte diesen nach hinten. Kyuti wich zurück. Dort stand Kira, eine Pfote erhoben und warf ihm einen alarmierten Blick zu. „Wer sind diese Kerle?“ „Truppen von General Tantus! Sie haben uns in der Ruine eingeschlossen!“ Kyuti wich weiter zurück, wobei er Kira mit seinem Körper abdeckte. „Kannst du sie ein paar Augenblicke aufhalten? Ich habe eine Idee, wie wir hier heraus kommen“ raunte Kira ihm zu, als sie noch einen Blitz auf die Soldaten abfeuerte. Zur Antwort zischten Wurfspieße herein, Kyuti drücke Kira hinter eine Säule. „Ja, aber beeil dich!“ Er sprang hinter der Säule hervor und schlug einem Soldaten, der in den Eingang gespäht hatte, die Faust auf die Schnauze. Mit einem Wimmern zuckte der Löwe zurück und hielt sich die Nase. Aber seine Kollegen gingen knurrend und zähnefletschend auf Kyuti los. Die meisten hatten lange Dolche und duckten sich sprungbereit.
    Auf einmal fing es hinter Kyuti an zu summen. Dann packte Kiras Pfote seine Schulter und zog ihn in das Gebäude. Zwischen dem Steinrahmen wirbelte ein violettes Leuchten, während die Runen auf dem Rahmen ebenfalls leuchteten. „Komm!“ rief Kira ihm zu und packte ihn bei der Pfote. Kyuti zögerte einen Moment. Dann sprang er mit ihr in den Wirbel. Es zischte laut, dann erloschen die Runen und der Wirbel.
    Kira und Kyuti waren verschwunden.

    [3] Kira


    Eine sanfte, weibliche Stimme holte Kyuti aus dem Schlaf. „Guten Morgen, Kater. Zeit zum Aufstehen.“ Langsam, ganz langsam kam er wieder zu sich. Ihm war schwindelig, außerdem ganz schlecht vor Hunger. „Da ist aber jemand ziemlich am Ende, wie mir scheint“ sagte die Stimme und lachte. Kyuti fühlte, wie ihm eine Pfote sanft die Mähne zerstrubelte. Er öffnete die Augen. Zuerst konnte er nur verschwommen sehen. Dann jedoch wurde sein Blick klarer. Vor ihm stand eine junge Löwin mit einem goldgelben Fell. Wie viele Löwinnen trug sie ein knappes Oberteil, kaum mehr als eine Stoffbahn, die sie um ihre Oberweite geschlungen hatte. Ihre Hüfte zierte ein breiter Gürtel, von dem hinten und vorne ein Stück Rock abhing. Als sie sich bewegte, klapperten an ihren Armen viele dünne Armreifen aus Holz. Langsam sah er zu ihr auf. Löwenfrauen hatten statt einer Mähne oft langes Haar. Die Löwin, die Kyuti gegenüber stand, hatte langes, dunkelbraunes Haar, das ihr den Rücken herab floss. Sie lächelte freundlich und Kyutis Herz machte einen kleinen Hüpfer. Dann meldete sich sein Magen mit lautem Grummeln. Wieder lachte die Löwin und erhob sich. „Und Hunger hat er auch. Na, dann schauen wir mal, ob wir dich satt kriegen, mein Großer.“ Sie ging zu einem der Schränke und holte ein paar Schüßelchen heraus, dann kam sie zurück und bot Kyuti ein stück frisches Brot an. Zögernd streckte er seine Pfote danach aus und stotterte „Vielen Dank, die Dame“. Sie lächelte und zog ein kleines Glasfläschchen aus dem breiten Armband, das sie an ihrem linken Oberarm trug. „Schön Aah machen“ sagte sie und flöste Kyuti eine süßlich schmeckende Flüssigkeit ein. Er schluckte und sah sie panisch an. Wollte sie ihn vergiften? War sie etwa eine Kräuterhexe und wollte ihn um die Ecke bringen? Nein, dann hätte sie ihn gar nicht erst aus der Wüste gerettet....oder war das gar nicht sie gewesen?
    Die Löwin hatte Kyutis Blick bemerkt und lachte wieder. „Keine Angst, das ist nur ein kleiner Heiltrank. Der peppelt dich wieder auf und bringt dir deine Kraft zurück“. Sie wollte sich von dem Stuhl neben dem Bett erheben, doch Kyuti streckte einen Arm aus und nahm ihre Pfote. „Ich schulde euch vieles, werte Dame. Aber vor allem meinen Dank, dass ihr mein Leben gerettet habt. Ich danke euch.“ Die Löwin, die verwundert auf seine Pfote geschaut hatte, lächelte Kyuti an. „Gern geschehen, großer Löwe.“ Sie setzte sich wieder. „Ich bin Kira. Darf ich denn fragen, wie mein höflicher Gast heißt?“. Kyuti schluckte. Dann wurde er ein wenig verlegen. Diese junge Löwin hatte ihn, einen 20 Sommer alten Löwenprinzen, aus einer Wüste gerettet. Wie hatte sie das geschafft? „Ich heiße Kyuti. Noch einmal vielen Dank für das Brot und die Rettung.“ Vorsichtig beäugte er das Glasfläschchen, das Kira noch in der Pfote hielt. Dabei fiel sein Blick auf ihre Oberschenkel. Mit breiten, braunen Lederbändern war an einem ein Lederbeutel, am anderen Schenkel ein dünner, geschnitzter Stab festgebunden. Kyuti wurde unruhig. „Ihr....ihr seid eine Magierin, nicht wahr? Deshalb konntet ihr mich zu eurem Haus bringen, obwohl ich einiges mehr wiege als ihr.“ Die Schnauze der Löwin verzog sich zu einem freundlichen Lächeln. „Stimmt. Ich bin Magierin und Naturkundlerin. Hier draußen suche ich nach frischen Kräutern für meine Tinkturen und habe meine Ruhe.“ Bei den letzten Worten wurde ihr Blick ein wenig dunkler und sie strich abwesend mit der Pfote über ihren Oberarm. Kyuti folgte der Bewegung und sah, dass sie über ein rundes Symbol, das an ihrem Rechten Oberarmband festgemacht war, strich. Sie blinzelte und sah Kyuti wieder lächelnd an. „Du kannst im Übrigen auch Du zu mir sagen, Kyuti. Hier draußen brauchen wir keine Förmlichkeiten.“
    Kyuti grinste verlegen. „Wie du meinst....Kira.“ Er nahm einen Bissen von dem Brot, konnte aber vor lauter Nachdenken kaum schlucken. Schließlich sah er wieder zu Kira auf, die ihn neugierig musterte. „Was hast du mit mir vor?“ Verwirrt wackelte sie mit den Ohren. „Wie meinst du das? Ich habe nichts mit...dir vor.“ antwortete sie und runzelte das Stirnfell. Nun war es Kyuti, der verwirrt drein schaute. „Aber du bist doch eine Zauberin, oder? Und...es heißt immer, dass sich Zauberinnen herumstreifende Männer klauen um sie....zu verzaubern...“ Verlegen sah er sie an. Das war wohl das Dämlichste gewesen, das er hatte sagen können. Kira blickte in verschwörerisch an. „Vielleicht verzaubere ich dich ja schon und du merkst es nur nicht?“ Dann musste sie lachen, so hell und klar, dass es Kyuti ganz anders wurde. „Ich will dich gar nicht verzaubern, Kyuti. Aber du könntest mir gern einmal beim Kräutersammeln zur Pfote gehen, wenn du möchtest.“


    Nichts. Sie hatten Nichts gefunden! General Grakan tobte in dem eroberten Palast vor Wut. Der Prinz war wie vom Erdboden verschwunden. Oder wahrscheinlich eher wie vom Wüstensand! Ha! Undurchdringbare Wüste! Dann trat General Tantus ein und Grakan fuhr herum. „Tantus! Wir müssen sofort einen Suchtrupp in die Wüste schicken!“ Tantus knurrte. „Das habe ich vorgestern schon erledigt. Dieses verfluchte Prinzchen ist wirklich in die Wüste geflohen...bestimmt finden sie nur noch seine Knochen!“ Grakan lies ein zustimmendes Fauchen hören. „Wo ist Ronor?“ „Bei der Alten. Schaut ob sie noch genug Futter hat.“ „Pah! Wen interesiert die schon....“


    „Nein, mich interesiert das wirklich“ rief Kira „Wieso wandert ein junger Löwe ganz allein durch die Wüste? Und das auch noch ohne Proviant oder sonstige Ausrüstung?“ Kyuti sah verlegen zu Boden. Er überlegte, ob das so eine gute Idee wäre, Kira von seiner wahren Herkunft zu erzählen. Schließlich kannte er sie nicht. Und er war auf der Flucht. Zumindest sollte er das sein. Aber jetzt war er mitten im Wald und half Kira dabei, Kräuter zu sammeln. Zwischendrin vergas er sogar, was vorgefallen war. „Ich...habe meine Gruppe verloren, als wir durch einen Sandsturm zogen. Deswegen hatte ich auch nur mein Schwert bei mir, alles andere war noch auf den Wagen.“ Kira lachte. Durch das Grün der Pflanzen konnte Kyuti sie dank seiner guten Löwenohren klar verstehen. „Ihr Männer und eure Waffen! Aber ein schönes Stück hast du da, das muss man dir lassen. Du bist bestimmt der reiche Karawanenführer, dass du dir ein so schönes Schwert leisten kannst?“ „Ähm....ja, genau.“ Natürlich stimmte das nicht. Aber Kyuti hielt es für besser, Kira nicht zu erzählen, wer er wirklich war. „ Und die Haupstadt wurde wirklich angegriffen? Da wäre ich auch abgehauen...“

    [2] Reise


    So rannte der junge Löwe nun durch den Sand. Er hatte sich ein wenig Proviant ergattert, bevor er die Stadt verlassen hatte. Wie fast alle männlichen Löwen war er nur mit einer engen Hose bekleidet. Männliche Löwen mochten es gar nicht, wenn ihr Oberkörper bedeckt war. Deshalb trugen sie meistens nur Kleidung, die ihren Unterleib bedeckte, zum Beispiel Hosen oder lange Roben. Außerdem schmückten sie sich gern die Unterarme, trugen meist enganliegende Armbänder aus Leder oder Metall.
    Kyuti rannte weiter. Sein Proviant war nichts weiter gewesen als das Vesper eines Handwerkers. Nach dem zweiten Mittag hatte er es aufgebraucht. Er lief durch den heißen Sand, ohne etwas zu Essen oder zu Trinken. Seine Füße spürte er schon gar nicht mehr, sein Schweif hing herunter. Es war sengend heiß, die Sonne brannte Tag für Tag unerbittlich vom Himmel. Nachts wurde es eisig kalt, alle Hitze schwand. Kyuti versuchte erfolglos zu schlafen, doch die Kälte und die Erinnerungen machten jeden Schlaf unmöglich. Entkräftet döste er, schreckte immer wieder hoch, weil der Laut eines Wüstentieres an seine Ohren drang.
    Am sechsten Tag nach seiner Flucht sah Kyuti plötzlich Grün. Er meinte, in der Ferne Pflanzen auszumachen, außerdem Wasser. Er schleppte sich weiter, immer weiter...nur um festzustellen, dass dort, wo er Wasser gesehen hatte, nichts war. Es war eine Luftspiegelung gewesen. Erschöpft zog er weiter. Gegen Abend sah er die Bäume erneut. Wieder hielt er darauf zu, doch auf halbem Weg schwanden ihm auch die letzten Kräfte. Er fiel vorwärts in den Sand und blieb liegen. Der heiße Wind bließ Sand über Kyutis weißes Fell, langsam verschwand der Körper des Prinzen unter einer gelben Sandschicht. Doch Kyuti bemerkte nichts davon, denn er war in Ohmacht gefallen.


    Weit entfernt feierten die Soldaten immer noch. Tantus, Ronor und Grakan hatten ihren Sieg überschwänglich gefeiert, ebenso wie ihre Soldaten. Doch während die Krieger noch tranken, aßen und tanzten, saßen die drei Generäle beisammen und beugten sich über eine Karte. „Prinz Kyuti ist wie vom Erdboden verschluckt! Sein Diener meinte, er sein geflohen, als die Kämpfe losgingen. Aber er konnte uns nicht sagen wohin!“ knurrte Grakan und zog mit seinen Krallen lange Striehmen in das Holz des Tisches. Eigentlich galt es als unhöflich, die Krallen der wie eine Hand geformten Vorderpfoten zu zeigen. Doch das war ihm gerade völlig egal. Tantus hob beschwichtigend eine Pfote. „Immer mit der Ruhe. Er kann nicht weit sein. Wahrscheinlich versteckt er sich irgendwo in der Stadt...durch die Wüste kann keiner entkommen und unsere Männer bewachen die Straßen nach Norden, Westen und Süden. Wir lassen jeden Winkel der Stadt durchsuchen, dann wird er schon auftauchen.“ Siegesgewiss bleckte Tantus die Zähne. Nur Ronor blickte nachdenklich auf die Karte. „Mein Cousin sagte, er sei geflohen. Prinz Kyuti wird sicher nicht so dumm sein und sich in einer Stadt aufhalten, die voller Soldaten ist. Und wenn unsere Leute ihn nicht auf einer Straße abgefangen haben...“ Tantus lachte. „..dann wird er in der Wüste sterben! Keiner kann die Wüste allein durchqueren, völlig unmöglich! So oder so, wir haben gesiegt! Und kein Prinz kann uns jetzt mehr aufhalten! Yrru ist unser!“


    Kyuti erwachte. Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war die Hitze und der Sand überall um ihn herum. Aber jetzt....jetzt war er ganz woanders. Langsam öffnete er die Augen. Er lag nicht mehr im Sand, sondern auf einem simplen Bett in einer Holzhütte. Durch die Fenster drang der Geruch von Urwald zu ihm herein, außerdem kreischten, fiepten und brüllten Tiere draußen. Doch in der Hütte war niemand. Es roch zwar nach Löwe, doch Kyuti war zu erschöpft um genauer bestimmen zu können, was für ein Löwe es war. Langsam drehte er den Kopf und sah sich um. Die Hütte war eher spärlich eingerichtet, ein paar einfache Schränke standen dort, ein Kessel und ein Tisch mit zwei Stühlen. Allerdings war eine Seite des Tisches mit Glaskolben, Döschen und anderen Utensielien vollgestellt. Eine kleine Kochnische mit einem Vorratsschrank ergänzten die Einrichtung, das war aber auch schon alles. Kyuti sah zu der mit einem Vorhang verdeckten Tür hinüber. Wer oder was mochte hier hausen? Und wichtiger noch, was wollte dieser Jemand von ihm? Erschöpft schloß Kyuti die Augen und fiel in einen dunklen, traumlosen Schlaf.

    [1] Flucht


    Kyuti rannte. Er rannte, fühlte den Sand unter seinen Pfoten schon gar nicht mehr. Seine Lungen brannten, die Sonne sengte auf seine schwarze Mähne hinunter. Seit drei Tagen rannte der junge Prinz um sein Leben, auf der Flucht vor Verrätern, die seinen Tod wollten.
    Das Reich Yrru, aus dem Kyuti stammte, war das Land der Löwen. Hier lebten die aufrecht gehenden Löwen, die Feline Leo Humanus. Regiert von ihrem großen König Krutar, Kyutis Vater, hatten sie jahrelang in Frieden mit den Nachbarländern gelebt. Das Heer, traditionell geführt von 3 Generälen, hatte dem Volk Ruhe und Sicherheit bewahrt. Doch eben jene Generäle hatten nun das Heer zur Revolte gegen das Königshaus geführt und den Palast angegriffen.
    Kyuti war gerade beim morgendlichen Kampftraining mit seinem treuen Diener Onor, als er die Kolonnen von Soldaten anrücken sah. Er dachte sich nichts dabei, schließlich hatten die Soldaten öfters Manöver in der Stadt ausgeführt um ihre Schlagkraft zu erhalten. Also hatte er weiter trainiert. Im Kampf mit dem Schwert war er beinahe unerreicht, er trainierte seit er 4 Jahre alt gewesen war. Auch im Bogenschießen konnte es kaum jemand mit der Kunst des Prinzen aufnehmen. Auch diesen Morgen fochten Kyuti und Onor im zähen Nahkampf, als Onor plötzlich inne hielt. „Horcht, mein Herr! Kampflärm! Er kommt von dem Tor unten!“ Kyuti wischte sich die Schnauze mit einem Tuch ab und spähte über die Mauer. Vor dem großen Tor des Palastes kämpften die Krieger der Palastgarde gegen die Soldaten des Heeres. Doch die Gardisten waren stark in der Unterzahl und fielen einer nach dem anderen. „Onor, warne meine Mutter! Ich werde zu meinem Vater laufen und ihm Bericht erstatten! Schnell!“ Der Diener mit dem dunkelbraunen Fell nickte und rannte in den Palast, dicht gefolgt von seinem Prinzen. Doch Kyuti nahm den Weg zum Thronsaal, wo sein Vater auf dem goldenen Thron saß. Doch er kam zu spät. Die Halle war zum Schlachtfeld geworden, überall lagen tote oder schwerverwundete Löwen der Palastgarde. König Krutar, besser gesagt sein Körper, lag vor dem Thron. Sein Kopf baumelte in der Pfote von Tantus, dem General der leichten Infanterie. Der stieß ein höhnisches Grollen aus und schwenkte das Haupt des toten Königs, während seine Soldaten johlten. „Männer, der alte Zausel ist tot! Lang lebe das siegreiche Heer!“ Grakan, General der schweren Infanterie, stand bei Tantus und brüllte triumphierend. Lediglich Ronor, General der Bogenschützen, stand ein wenig abseits und hatte eine verschloßene Miene aufgesetzt.
    Kyuti erstarrte vor Schreck, Gedanken an seine Mutter schoßen ihm durch den Kopf. Plötzlich riss ihn eine Pfote an der Schulter zurück. Er fuhr herum und erkante Onor, der ihn hinter eine Ecke zog. „Herr, sie haben eure Mutter gefangen genommen! Ich konnte nichts tun, es waren zu viele!“ Verzweifelt packte Kyuti seinen Diener bei den Schultern. „Haben sie ihr etwas angetan? Lebte sie noch? Nun rede schon!“ Onor zog seinen Prinzen noch weiter von dem Thronsaal fort. „Ja, sie haben sie in Ketten gelegt. Wahrscheinlich werden sie sie einsperren. Wir müssen euch in Sicherheit bringen, mein Prinz!“ „Nein! Ich kann nicht fliehen, während meine Mutter im Verließ schmort! Ich werde diese Verräter töten!“ knurrte Kyuti und drehte sich um. Wieder packte Onor seine Schulter. „Nicht, Herr! Es sind zu viele! Geht! Ich werde mich um eure Mutter kümmern. Wahrscheinlich lassen sie mich in Ruhe, ich bin schließlich nur ein Kammerdiener und kein Kämpfer.“ Er zog die Lefzen zu einem Grinsen zurück. Nur Wenige wussten, dass der Kammerdiener ein ausgezeichneter Krieger war. Doch für die Außenwelt spielte er den harmlosen Diener, lies sich herum schubsen und erledigte niederste Arbeiten.
    Der Prinz sah seinen Diener an und nahm dessen Pfoten. „Tu das, Onor. Ich vertraue dir. Aber sag, wohin soll ich fliehen? Sie werden nach mir suchen!“ Onor nickte. „Ihr müsst durch die Wüste im Osten, Herr. Das werden sie niemals vermuten!“ Im Osten Yrrus erstreckte sich eine Wüste, so riesig, dass man mehrere Tage brauchte um sie zu durchwandern. Kyuti nickte. „Ja, die Wüste. Ich breche am besten sofort auf, bevor sie mich finden.“ Onor umarmte ihn. Seit der Prinz ein Kind war, hatte Onor sich um ihn gekümmert, ihn praktisch aufgezogen. „Seid vorsichtig, Herr. Die Wüste darf man nicht unterschätzen!“ Sein 'viel Glück'-Schnurren klang leise zu Kyuti hinüber. Dann löste er sich und stieß Kyuti sachte an. „Nun geht!“
    Kyuti gelang es, die Stadt unbemerkt zu verlassen. Er rannte geradewegs nach Osten, auf die große Wüste zu. Hinter sich lies er sein ganzes vorheriges Leben zurück....und jene, die er liebte und geliebt hatte.

    Nein, das Spiel hat mir den Anstoß dazu gegeben. Bzw. eine Beziehung, die ich dort mitbekommen habe :grinning_squinting_face:


    Second Life ist ein offenes Rollenspiel, man kann da so ziemlich alles und jeden spielen wie, wo, wann man will :grinning_squinting_face:


    Ursprünglich habe ich das genutzt um Tiere zu spielen, hab dann aber angefangen Roleplay als Furry (aufrecht gehende Tiere :grinning_squinting_face: ) mitzumachen. Und die Beziehung, die zwei dort mit ihren Charakteren gespielt haben, hat mich eben inspiriert :grinning_squinting_face:

    Hallihallo


    Ich schreibe zurzeit ja auch an einer Geschichte und deshalb wollte ich euch die Gelegenheit bieten sie mit zu lesen :smiling_face:
    Aber da ich euch auch nix aufdrängen will, dürft ihr abstimmen ob ihr sie lesen wollt oder nicht