[7] Mensch
In einer Sitzecke des Paw Clubs saßen Kira, Kyuti, Sera und Timo nun. Die beiden, die sich selbst als „Menschen“ bezeichneten, hatten in bunten Gläsern Saft geholt und den Löwen angeboten. Nun waren sie ganz gespannt, wo Kira und Kyuti denn herkamen. Abwechselnd erzählten erst Kyuti, dann Kira ihre Geschichte. Fasziniert hörten die beiden Clubbesitzer zu. Schließlich endete Kira mit der Geschichte beim Eintreten in den Club. Timo stellte sein Glas ab. „Wahnsinn! Der pure Wahnsinn! Das ist echt heftig, was euch beiden da passiert ist!“ Sera nickte bestätigend. „Ein Glück seid ihr hier erst einmal in Sicherheit. Oder können die anderen Löwen auch durch das Portal?“ Unsicher sah Kyuti Kira an. Aber sie lächelte und nahm unter dem Tisch seine Pfote. „Ich denke nicht. Ich habe jahrelang versucht, die Hieroglyphen an dem Portal zu entschlüßeln. Das werden sie wohl kaum in so kurzer Zeit schaffen, da bin ich mir sicher.“ Kyuti lächelte. Was für eine erstaunliche Löwin! Sera knuffte Timo an den Arm. „Ihr könnt erst einmal bei uns wohnen. Wir leben oben, in unserer Wohnung über dem Club. Da ist bestimmt genug Platz für euch beide.“ Sie grinste breit und schlürfte weiter an ihrem Glas. Kyuti lies seinen Blick durch den Raum schweifen. „Was ist das hier für ein Ort? Ihr sagt Club dazu, doch was bedeutet das?“ Timo stand auf. „Ich zeigs euch, moment.“ Er durchquerte den Raum, lief über die freie Fläche in der Mitte bis zu einem Pult, das sich über die Fläche erhob. Dort drückte er einige Knöpfe. Plötzlich dröhnte laute Musik von überall her. Ein erschrockenes Fauchen entfuhr den beiden Löwen, als sie sich die empfindlichen Ohren zuhielten. Kira maunzte schmerzlich, während Kyuti die Zähne fletschte und sich nach dem Ursprung des Lärms umsah. Sera sah die beiden erschrocken an und winkte Timo wild zu. Sofort erstarb der Lärm. Langsam nahm Kyuti die Pfoten von den Ohren. Kira saß neben ihm und presste die Pfoten immer noch auf ihre Ohren. Sanft nahm er sie in den Arm und schnurrte beruhigend, so dass sein Körper sanft vom Schnurren vibrierte und sich das Schnurren über ihre Berührung fortsetzen konnte. Langsam öffnete Kira die Augen und nahm die Pfoten von den Ohren. Zerknirscht kam Timo zu ihnen. „Tut mir leid, Leute. Hab vergessen, dass Katzen ein viel empfindlicheres Gehör als wir Menschen haben...“
Sera setzte sich zu Kira und strich ihr beruhigend über die Schulter. „Ein Club ist ein Haus, in das die Menschen öfters gehen, wenn sie feiern wollen. Dann läuft hier Musik, es gibt Getränke und man tanzt zusammen.“ Dann sah sie Kyuti an. „Wo kommt ihr beide eigentlich her ? Solche...Löwen wie euch gibt es auf der Erde nicht.“ Timo nickte bestätigend. Kyuti sah zu Kira. Sie hatte das Portal aktiviert, deswegen sollte sie das wohl besser erklären. Kira erwiderte seinen Blick und nickte. „Wir kommen aus dem Reich Yrru, das...wie soll ich das sagen... in einer anderen Welt liegt. Dort gibt es noch mehr Reiche, allerdings nicht mit Löwen.Wir sind durch ein antikes Portal hier her gekommen, als wir auf der Flucht vor Soldaten waren.“ Sie lehnte sich Trost suchend an Kyutis Schulter und er legte einen Arm um sie. „Wir sind draußen in einer Art...Gasse gelandet. Als wir das Zeichen auf eurem Haus gesehen haben, dachten wir, hier finden wir Rat“ fuhr er für sie fort. Timo und Sera warfen sich verwirrte Blicke zu. „Das klingt...abgefahren. So etwas klingt eher nach einem schrägen Film oder Comic...“ murmelte Timo. Als er die fragenden Gesichter der beiden Löwen sah, schüttelte er den Kopf. „Erzähl ich euch später“.
Sera sah mitfühlend drein. „Ihr Armen...dann könnt ihr also nicht mehr zurück? Und wo übernachtet ihr ?“ Kyuti hob eine Pfote. „Wir kommen schon irgendwie zurecht.“ Energisch schüttelte Sera den Kopf. „Ich weigere mich, euch einfach so allein wieder gehen zu lassen. Timo, wir könnten ihnen doch das Gästezimmer überlassen, jedenfalls für ein paar Tage“ fügte sie hinzu und sah ihren Freund an. Der nickte und grinste breit. „Klar, Platz genug haben wir hier. Das ganze Haus gehört uns, euch wird hier also niemand stören.“ Sera umarmte Kira und lächelte. Dankbar schnurrte die Löwin und erwiderte die Umarmung. „Das ist unglaublich lieb von euch beiden.“ Kyuti nickte. „Ja, vielen Dank. Es wird wohl das Beste sein, wenn wir uns fürs erste bedeckt halten.“
Probeweise setzte sich Kyuti auf das breite Bett in dem Gästezimmer, das den beiden Löwen angeboten worden war. Es war weicher als die Betten, die er aus dem Palast kannte, was ihn ziemlich erstaunte. Neben ihm legte sich Kira mit einem wohligen Seufzen aufs Bett. „Das ist ja wie eine Wolke....so weich...mmrrrrrrrhhhhmmmm“. Als er ihr Schnurren hörte, sank Kyuti das Herz in die Hose. „Soll ich nicht lieber Wache halten ? Also während du schläfst ? Es könnte -“ „könnte sein dass du dich zierst im selben Bett wie eine Löwin zu schlafen ?“ Kira lachte. „Mich stört es nicht. Aber tu du, was du nicht lassen kannst.“ Sie zwinkerte ihm zu, dann rollte sie sich auf die Seite. Bald schon konnte Kyuti ihren gleichmäßigen Atem hören, als die Löwin eingeschlafen war. Zögerlich streckte er sich auf der Matratze aus, darauf bedacht Kira nicht zu nahe zu kommen. Er mochte sie zwar, aber er wollte sie nicht bedrängen.