Hab ja länger nix gepostet, deswegen gleich zwei Kapitel
[4] Ruinen
Den ganzen Tag verbrachten Kyuti und Kira im Wald. Sie kamen mit zwei prall gefüllten Taschen voller Pflanzen zurück zu Kiras Haus. Sie lachten und plauderten ausgelassen, auch wenn Kyuti stest darauf achtete, nicht von seiner wahren Herkunft zu sprechen.
Kira kochte aus dem mitgebrachten Gemüse einen leckeren Eintopf. Kurz vor dem Servieren machte sie eine Pfotenbewegung über dem Topf und kleines, leuchtendes Gefunkel fiel von ihrer Pfote in den Topf. Als sie Kyutis fragenden Blick sah, kicherte sie. „Ein paar Pflanzen schmecken lecker, haben aber einen kleinen magischen Fressschutz. Der Zauber gerade sorgt dafür, dass wir ungestört essen können.“ Sie lächelte und schöpfte zwei Teller voll, die Kyuti ihr zuvorkommend abnahm und zum Tisch hinüber trug. „Oh, wie zuvorkommend“ schnurrte sie und setzte sich an den Tisch, den sie zusammen frei geräumt hatten. Schweigend aßen sie zusammen. Auch wenn Kyuti eher Gerichte aß, die aus Fleisch bestanden, musste er zugeben dass der Eintopf gar nicht schlecht schmeckte.
Abends saß Kyuti neben Kira auf den Stufen des Hauses. Sie lauschten den Geräuschen, die aus dem Urwald kamen. Doch Kyuti wurde von Gedanken getrieben. Wie ging es nun weiter? Sollte er noch weiter fliehen? Oder sollte er hier bleiben? Vorsichtig schielte er zu Kira. Da war etwas an ihr, was sein Herz höher schlagen lies. Löwinnen hatte er schon viele gesehen. Alle bewegten sich mit der natürlichen Geschmeidigkeit einer Katze und viele bewegten sich extra elegant, um die Blicke der Männer auf sich zu ziehen. Kira bewegte sich natürlich, doch sie faszinierte ihn. Ein paar mal schon hatte er sich gefragt, was wohl werden würde, wenn er hier, bei ihr bliebe.
Ihr leises Schnurren holte ihn aus seinen Überlegungen. „Das klingt so wunderschön...dieses Gezwitscher......rrrrrrrrrrrrrrrrrr“. Kira schnurrte tief und innig. Kyuti war wie hypnotisiert von diesem Geräusch, das er eigentlich schon so oft gehört hatte. Ihm wurde ganz heiß. „Ja....weißt du, ich glaube ich leg mich schon mal schlafen. Gute Nacht, Kira.“ Sie lachte leise. „Gute Nacht, Kyuti. Träum fein.“
Auf einem Stapel weicher Blätter rollte sich Kyuti zusammen. Kira hatte ihm ihr Bett angeboten, aber er hatte verlegen abgelehnt. Er wollte ihre Gastfreundschaft nicht noch mehr ausnutzen. Er hörte, wie der Boden leise knarrte, als Kira aufstand. Sie strich mit der Pfote im Vorübergehen über Kyutis Fell, was ihm ein leises Schnurren entlockte, dann legte sie sich ebenfalls hin.
Tags darauf führte Kira Kyuti durch den Urwald. Tief im Grün verborgen lagen mächtige Steinbrocken, Überbleibsel eines einst mächtigen Gebäudes. Staunend trat Kyuti ein und sah sich um. „Das...das ist wirklich gewaltig, Kira. Was ist das?“ Kira strich mit der Pfote über die behauenen Wände. „Ich weiß es nicht. Diese Schrift hier erzählt irgendetwas von einer Reise. Aber was für eine Reise und wohin, das konnte ich noch nicht entschlüßeln.“ „Du kannst das lesen? Das ist ja unglaublich! Gibt es eigentlich etwas, das du nicht kannst?“ Kyuti zwinkerte ihr zu und sie lachte. „Naja, das Eine oder Andere schon“. Langsam wanderten sie durch die Ruinen. In einem niedrigen Gebäude in der Mitte der Anlage war ein steinerner Rahmen, doch er war leer. Kyuti wollte ihn sich genauer ansehen, da hörte er etwas zischen. Jahrelang antrainierte Reflexe liesen ihn zur Seite ausweichen, da flog auch schon ein Wurfspieß dort entlang, wo gerade noch Kyutis Oberkörper gewesen war. Er wirbelte herum. Aus dem Grün kamen einige Löwensoldaten und richteten ihre Speere auf Kyuti. „Im Namen von General Tantus, stehen bleiben!“ rief der Hauptmann. Mit gezücktem Schwert trat er auf Kyuti zu. Aber der dachte gar nicht daran, sich kampflos zu ergeben. Er zog sein eigenes Schwert und stellte sich dem anderen Löwen entgegen. Dabei fletschte er die Zähne. „Niemals!“ Der Hauptmann stürmte los und griff Kyuti an. Doch seine Taktik war unüberlegt und stümperhaft. Kyuti wich behände nach Links aus und verpasste ihm beim Vorbeirauschen einen Schlag mit dem Schwertgriff. Der Hauptmann strauchelte und knallte mit dem Kopf gegen die Mauer, vor der Kyuti gestanden hatte. Nun kam Leben in die Soldaten, sie rannten mit gesenkten Speeren auf Kyuti zu. Der verteidigte sich so gut er konnte, aber die Soldaten drängen ihn immer weiter zurück. Plötzlich knisterte ein Blitz an Kyuti vorbei, traf einen der Soldaten vor ihm und schleuderte diesen nach hinten. Kyuti wich zurück. Dort stand Kira, eine Pfote erhoben und warf ihm einen alarmierten Blick zu. „Wer sind diese Kerle?“ „Truppen von General Tantus! Sie haben uns in der Ruine eingeschlossen!“ Kyuti wich weiter zurück, wobei er Kira mit seinem Körper abdeckte. „Kannst du sie ein paar Augenblicke aufhalten? Ich habe eine Idee, wie wir hier heraus kommen“ raunte Kira ihm zu, als sie noch einen Blitz auf die Soldaten abfeuerte. Zur Antwort zischten Wurfspieße herein, Kyuti drücke Kira hinter eine Säule. „Ja, aber beeil dich!“ Er sprang hinter der Säule hervor und schlug einem Soldaten, der in den Eingang gespäht hatte, die Faust auf die Schnauze. Mit einem Wimmern zuckte der Löwe zurück und hielt sich die Nase. Aber seine Kollegen gingen knurrend und zähnefletschend auf Kyuti los. Die meisten hatten lange Dolche und duckten sich sprungbereit.
Auf einmal fing es hinter Kyuti an zu summen. Dann packte Kiras Pfote seine Schulter und zog ihn in das Gebäude. Zwischen dem Steinrahmen wirbelte ein violettes Leuchten, während die Runen auf dem Rahmen ebenfalls leuchteten. „Komm!“ rief Kira ihm zu und packte ihn bei der Pfote. Kyuti zögerte einen Moment. Dann sprang er mit ihr in den Wirbel. Es zischte laut, dann erloschen die Runen und der Wirbel.
Kira und Kyuti waren verschwunden.